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Innovation im Bau: Ein Stück Zukunft in der Gegenwart

weiterbildung.ch
September 2017

Am Mediengespräch dieser Woche stellten sechs von 25’000 Nachwuchskräften im Bau vor, wie die Innovation heute bereits Teil ihrer Ausbildung und ihres Alltags ist.

Die Braubranche trägt und initiiert Innovationen, die den Alltag der Schweiz verändern. Dahinter stehen kleine wie grosse Unternehmen: Von der Photovoltaik in Geländern oder an Fassaden, der hydrophilen Verputz-Innovation am Palace-Hotel auf dem Bürgenstock über die unsichtbare und schusssichere Brandschutztüre, den freistehenden Gerüstbau am Freiluft-Musikfestival bei der Burgruine bis zum GPS im Vermessungsgerät und zur digitalen Schweissmaschine für das Brückenprojekt in Graubünden.

Kürzere Wege im Spital
Digitalisierung im Bau verändert die Planung und Umsetzung im Bau wie auch bereits die Forschung zum Beispiel nach neuen Materialien. Der lernende Maurer Pascal Ackeret (16) kommt in der Ausbildung mit BIM (Building Information Modelling) in Berührung. Die «Bauwerk Daten Modellierung», wie es auf Deutsch heisst, erschafft das Gebäude erst virtuell. Pascal Ackeret erklärt, wo die digitale Technologie nicht nur Kosten senkt, sondern auch Leben retten kann «In der Firma Marti haben wir mehrere Projekte mit BIM realisiert. Eins betrifft das Felix-Blatter-Spital in Basel, das bis 2019 fertig gestellt wird. Der Bau von Spitälern profitiert vom BIM extrem, denn die komplizierte und verwinkelte Bauweise eines Spitals kann zum Problem bei der Benützung werden. Durch die 3D-Technik kann man während der Planung das Gebäude mit einer Virtual Reality Brille betreten.» Das heisst, dass die jeweils optimalen Wege für das Pflegepersonal und die Patienten gefunden werden. So wird nicht nur der verfügbare Raum besser genutzt, sondern auch im späteren Spitalalltag sehr viel Zeit gespart, die sonst für unnötige Wege gebraucht worden wäre. Das kann schliesslich Leben retten: Die Schwangere kurz vor Geburt, das Unfallopfer und der Patient auf dem Weg zur Operation – sie alle profitieren von einer gut durchdachten Infrastruktur. Das werden auch die BesucherInnen der Patienten schätzen, die sich im Spital-Labyrinth vielleicht weniger verirren. BIM beginnt bereits bei der Vermessung und hält Einzug in der Ausbildung der Maurer. Denn Vermessen passiert digitaler. Vermessungsgeräte sind heute mit GPS ausgerüstet.

Verputz-Innovation am Palace-Hotel auf dem Bürgenstock hält 100 Jahre
Recycling und Langlebigkeit von Materialien sind aktuelle Anforderungen des Klimaschutzes. Mit diesen Themen hat die 18-jährige Angela Koch alltäglich zu tun. Sie macht bei Halter & Colledani in Sarnen eine Zusatzlehre als Gipser-Trockenbauerin. Nach ihrer Lehre als Detaillhandelsangestellte sehnte sie sich nach einem handwerklichen Beruf. Begeistert ist sie vom ökologischen Seite ihres Berufes, wie z. Bsp. die Recyclierbarkeit von Gipsplatten, oder von der neuen Generation von hydrophilen Verputzarten, die Verschmutzungen durch Algen verhindern. So bleiben Oberflächen länger schön. Dieser Putz, welcher vor allem an Wärmedämm-Verbundsystemen angewendet wird, ist biozidfrei und umweltfreundlich. Der Algenbewuchs muss somit nicht mehr mit umweltschädlicher Chemie bekämpft werden. Vielmehr werden die Gesetze der Bauphysik genutzt um die Bildung von Tauwasser zu verhindern. Damit entsteht die Feuchtigkeit erst gar nicht, die zum Algenbefall führt. Ein aktuelles Beispiel ist das gerade eröffnete 550-Millionen-Projekt Palace-Hotel auf dem Bürgenstock. Der hydrophile Verputz ist wetterbeständig und erfüllt ebenfalls die Auflagen des Denkmalschutzes. Angela Koch lacht: «Das wird nun die nächsten 100 Jahre halten.» Ihr Chef Arthuro Colledani freut sich mit seinen rund 30 Mitarbeitenden, dass ein so technologisch innovatives  Produkt an einem historisch gewachsenen Ort wie dem Bürgenstock in dem Mass zur Anwendung gekommen ist.

Bilder: bausinn.ch