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Schweizer Zentrum für Digital Business in Zürich eröffnet

weiterbildung.ch
September 2014

In Zürich wurde vor Kurzem das erste Schweizer Zentrum für Digital Business eröffnet. Ein Gespräch mit seinem Leiter Manuel P. Nappo.

Seit ein paar Wochen können sich Firmen, die sich über Digitale Transformation informieren wollen, ans Center for Digital Business der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich wenden. Das neue Zentrum bietet sowohl Weiterbildungen für Managerinnen und Manager an als auch Leistungen im Bereich Unternehmensberatung. Manuel P. Nappo, der Leiter des Zentrums, ist überzeugt, dass jedes Unternehmen, ob KMU oder Grosskonzern, vom Digital Business profitieren kann. Ein Interview.

Für wen ist das neue Center for Digital Business gedacht?

Manuel P. Nappo: Das Center for Digital Business (CDB) der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) vereint Weiterbildung, Beratung und Forschung. Es richtet sich an verschiedene Zielgruppen: Studierende, aber auch und vor allem Entscheidungsträger und Schweizer KMU. Die Kurse finden in Zürich statt, die Unterrichtssprache ist Deutsch. Es gibt einen zweijährigen Master, daneben aber auch ein Certificate for Advanced Studies (CAS), das in einem Semester erworben werden kann und für Führungskräfte im Management gedacht ist. Alles ist für die Anwendung in der Praxis konzipiert. In den Workshops und Seminaren kann man die Probleme thematisieren, mit denen man selbst in seinem Unternehmen zu tun hat. Unser Ziel ist es, den KMU dabei zu helfen "digital fit" zu werden, das heisst, dass sie sich den digitalen Herausforderungen unserer Zeit stellen können. Wir bieten auch noch verschiedene andere Dienstleistungen wie Beratung oder persönliches Coaching an.

Was genau verstehen Sie unter "Digitalwirtschaft" bzw. "digital business"?

Nappo: Die Themen, die wir in unseren Kursen behandeln, sind breit gefächert. Dazu gehören zum Beispiel Grundlagen des Social Media Managements, aber auch mobile Strategien, Datenmanagement, Finance 2.0 und so weiter. Die Digitalisierung ist in unserem Leben schon fast so omnipräsent wie Luft und Wasser. Sie beeinflusst das Marketing, die Mitarbeiterbeziehungen und vieles mehr. Aber in einem Unternehmen vollzieht sich die Wandlung zum digitalen Business entweder, indem festgelegt wird, dass diese Entwicklung in alle Arbeitsprozesse Einzug hält, oder indem es sich von selbst durchsetzt!

Wie kann man die Digitalisierung beschreiben?

Nappo: Die Digitalisierung vollzieht sich in mehreren Schritten. Zuerst beeinflusst das Digitale die Technologie, dann die Prozesse und schliesslich die Unternehmenskultur. Und genau an dieser Stelle kann es zu Problemen kommen, weil damit die Frage nach dem Kontrollverlust aufgeworfen wird. Die Firmen müssen sich dieser Tatsache bewusst sein und daran arbeiten. Eine der Haupteigenschaften der Digitalwirtschaft ist, dass sie sich permanent weiterentwickelt. Ich komme aus einer Zeit, in der ein Produkt fertig war, wenn es auf den Markt kam. Heute befindet sich dagegen alles ständig im Wandel. Facebook ist niemals wirklich fertig: Sehen Sie nur, wie sehr sich die Oberfläche in wenigen Jahren verändert hat. Das ist für die Unternehmen eine riesengrosse Herausforderung!

Sind alle Wirtschaftszweige gleichermassen betroffen?

Nappo: Natürlich macht sich die Entwicklung am stärksten in der Telekommunikations- und der Finanzbranche bemerkbar, aber alle Wirtschaftszweige sind direkt oder indirekt betroffen. Die Digitalisierung ermöglicht qualitative Verbesserungen, die sich auf den Umsatz auswirken: besserer Kundenservice, niedrigere Produktionskosten, tiefere Verkaufspreise, geringere Lieferkosten. Das gilt sogar für die Landwirtschaft!

Was sollten Unternehmen Ihrer Meinung nach tun, wenn sie sich diese Branche erschliessen wollen?

Nappo: Wenn Ihr Produkt einen Wettbewerbsvorteil hat, bringen Sie es so früh wie möglich auf den Markt. Es mag vielleicht noch nicht fertig sein, aber wenn Sie es vor den anderen herausbringen, können Sie es gemeinsam mit Ihren Kunden weiterentwickeln. Denken Sie nur an das iPhone, das sich ständig verändert. Eine der grundlegenden Neuerungen ist die Möglichkeit, das Wissen und die Reaktionen der Kunden zu nutzen und dementsprechend zu reagieren.

Welche Kompetenzen sind für Digital Business erforderlich?

Nappo: In einer grössen Firma kann es einen Digital Executive Officer oder einen Chief Digital Officer geben, also einen, der alle digitalen Projekte überwacht. Diese Funktionen werden nicht mehr von der IT-Abteilung wahrgenommen, sondern sind Teil des Managements. Eine weitere Person, die mittlerweile extrem wichtig ist, ist der Experte für Big Data, der die gesammelten Daten des Unternehmens analysieren kann. Dazu bin ich überzeugt, dass jeder Firma die Bedeutung der PR-Arbeit in den Sozialen Netzwerken klar sein muss. Der Social Media Manager nimmt daher im Unternehmen eine wichtige Position ein.

Welche Fehler sollte man vermeiden?

Nappo: Ein abwartendes Management kann verheerende Folgen haben. Es reicht nicht, eine App zu entwickeln, sich um Social Media oder ein paar Date auswerten. Eine Facebook-Seite führt nicht automatisch zum Verkauf von Produkten. Wenn man eine App hat, heisst das noch nicht, dass sie auch heruntergeladen wird. Das Management muss seiner Aufgabe gerecht werden und dafür sorgen, dass diese Elemente funktionieren. Gleichzeitig darf man nicht erwarten, dass sich sofort Erfolge einstellen. Es ist wichtig, realistisch zu bleiben und Dinge auszuprobieren, was auch bedeutet, dass man Fehler macht.

Bietet die Schweiz Ihrer Meinung nach einen besonders guten Rahmen für die Digitalwirtschaft?

Nappo: Ja, es gibt hier ein stabiles Umfeld, eine gute Infrastruktur, ein solides Know-how und hervorragende Verbindungen. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, aber manchmal sind wir zu sehr auf unsere "Swissness" fixiert und das könnte uns zum Nachteil geraten. Unser Problem hier in der Schweiz ist, dass wir alles zur Vollkommenheit bringen wollen. Dabei gilt: "done is better than perfect". Ein weiterer Nachteil ist, dass nicht alle Weiterbildungen im Digital Marketing zum steigenden Bedarf der Unternehmen passen, die direkt anwendbares Wissen brauchen, wie wir es hier am CBD anzubieten versuchen.